03 November 2014

Die Deutsche Donau


Immer wenn es Herbst wird, wenn im Wind schon der Geruch von welkem Laub und die feuchte Kühle von kommenden Nebeln zu ahnen sind, dann denke ich an die Donau im Süden des reiches, an ihre Auen mit dem silbrigen Glanz der Weidenbäume, an die Altwasser in den dunklen Tiefen des Erlengestrüpps und an die steilen Hänge der Wachau, zwischen denen das Wasser des Stromes nun klarer wird und schon hier und da ein wenig von dem Blau zeigt, das an den Abenden im Spätherbst alles mit seinem Leuchten erfüllt. 

Die Breg windet sich durch den Schwarzwald


Nicht, daß ich nicht zufrieden sein könnte, wo ich bin , nein, es fehlt mir an nichts, und der Main, den ich von meinem Fenster aus an einem Hang voller Reben vorüberfließen sehe, hat seine schönste zeit, aber sen Strömen erinnert mich jetzt nur an das der Donau in den Auwäldern von Petronell, und die Wagen mit den schweren Butten voll Trauben, die an meinem Haus vorüberfahren, sie bringen mir des Weines von Krems und Dürnstein auf die Zunge, und ich besinne mich wieder auf den einen Tag vor vielen Jahren, wo mein Vater zum erstenmal das größe Bilderbuch der Donau vor mich aufschlug.

Zusammenluß von Breg und Brigach

Ich war damals wohl kaum über vierzehn Jahre alt, und ich weiß weder mehr, woher wir an jenem Tag kamen, noch, was wir vorher gesehen hatten, aber ich erinnere mich , daß wir durch einen großen Wald gingen und daß mein Vater mich plötzlich zur Eile antrieb, obwohl kein ersichtlicher Grund dazu gegeben war. 

Die junge Donau

Als wir dann aus dem Wald heraus auf eine felsige Hochfläche kamen, legte mein Vater noch einige Schritte zu und zog mich, ohne Rücksicht darauf, daß ich mit meinem schweren Rucksack schon im Trab neben ihm herlief, bis zu einem Felsen am Abbruch der Fläche, wies in das Tal hinunter und sagte mit einer Stimme, die mir ganz fremd an ihm war: "Da - da ist sie, Junge. - Nun sieh sie dir an!"

Brücke bei Geislingen

Ja, da war sie, die Donau. der Berg, worauf wir standen, die steilen Hänge uns gegenüber, die riesigen Wälder, die auf beiden Seiten über das Gebirge heranwuschsen, das alles stürzte zu ihr hinab und wurde aufgenommen von der gewaltigen Ruhe, mit der sie aus ihren Windungen herausströmte und tief unter uns vorüberfloß, dunkelgrün, wo nicht die Sonne in ihrem Spiegel glitzerte oder ein Felsen am Ufer ihn aufriß und an dem langen hellen Streifen die Gewalt der Strömung erkennen ließ. 

Weltenburger Durchbruch

Wohl sah ich auch Dörfer inmitten von Gärten liegen, sah die hohen Türme von Stiften und Kirchen an den Ufern, aber das war so klein und der Fluiß war so groß, und immer wieder folgte der Blick deiner Strömung, die dieses mächtige Bett in das Urgestein des Gebirges gegraben hatte, ohne sich auch nur einmal zu unterwerfen.

Durchbruch bei Kelheim
"Wenn man darin schwimmt und man legt das Ohr auf das Wasser, dann kann man die Steine unten auf dem Grund mitrollen hören", sagte mein Vater, und er sagte mit einem Stolz, als hätte er sie gemacht: "Ja, so ist sie", und dann, mit einer großen Bewegung über das Tal hinstreichend: "Aber das ist nur das eine, und auch das nur von hier oben, das andere -- komm!" und er begann in das Tal hinunterzusteigen, langsam jetzt und mich von Zeit zu Zeit festhaltend, um mit einem kleinen, Bewunderung fordernen: "Na?" auf die Weinberge zu weisen, worin die Reben überwoll von Trauben hingen, auf die Obstgärten mit Marillen und Melonen, die Felder an den Ufern voll Weizen und Mais und die hellen Dörfer, die mit jedem Stückchen Weg, das wir tiefer kamen, vor dem Fluß wuchsen und das Bild immer reicher, immer bunter und immer heiterer machten.

Ludwigskanal
"Siehst du es?" fragte mein Vater mich immer wieder, "siehst du es auch, Junge?" Und ich sah Häuser, die vor ihrer ganzen Front eine Laube aus Reben hatten, ich sah einen Brunnen, der im dichten Schatten eines Baumes stand, und sah ein Stiftsportal, so reich und feierlich wie ein Altar, und einen Umgang an dem Turm der Kirche mit heiligen aus grauen Stein darauf, die Gesichter der Donau zugewangdt. Sie floß so nahe vorüber, daß ich Rauchen bis auf die Terasse herauf zu vernehmen war und auch dir Duft zu spüren, dieser kühle Geruch nach Fischen und Schiff, nach Kalmus und nach bitterlichen Weiden. 

Walhalla bei Regensburg


Blick auf regensburg

Donau bei Vilshofen

Flößer


Blick auf Passau

Schlögener Schlinge

Linz

Blick über Linz


Blick über Aggstein

Dürrstein


Weinerte in der Wachau

Tausendeimerberg bei Spitz

Die Deutsche Donau, ein Farbbild-buch von K. P. Karfeld und A. Artur Kuhnert 1939

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